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Wie Hessen evangelisch wurde: "Die Homberger Synode von 1526 als europäisches Ereignis", Vortrag von Prof. Dr. Umbach

Nach dem Thesenanschlag 1517 in Wittenberg nahm die Reformation in immer mehr Herrschaftsbereichen ihren Lauf. In Hessen regierte zu dieser Zeit Philipp I., später der Großmütige genannt. Zunächst war er ein Kritiker der Reformation, wurde aber 1524 mit gerade 20 Jahren nach einer Begegnung mit Philipp Melanchton zum Anhänger Luthers. Eine wesentliche Rolle bei der Einführung der Reformation in Hessen spielte dabei die Homberger Synode. Für den Club Fritzlar–Homberg in Nordhessen, der sogar den Namen der Synode im Namen trägt, war dies Grund genug, sich mit dem Verlauf der Reformation in Hessen auseinanderzusetzen. Der Dekan i.R. Prof. Dr. Umbach konnte dankenswerterweise zu einem Vortrag über „Die Homberger Synode 1526 als europäisches Ereignis“ gewonnen werden. Zahlreiche Mitglieder benachbarter Clubs und viele interessierte Gäste folgten der Einladung. Der Abend wurde mit einem kleinen Umtrunk und Häppchen eröffnet. Nach der Begrüßung durch die Präsidentin Birgit Kessler-Vogel folgte der lebendige und äußerst interessante Vortrag des ehemaligen Dekans. Er schlug einen weiten Bogen vom Evangelium und dem Neudenken Gottes zur daraus entstehenden Bewegung, die schließlich zur Reformation führte. Philipp von Hessen verstand es mit der Einberufung der Synode der weltlichen und geistlichen Stände in der Marienkirche in Homberg und nicht in der altehrwürdigen gotischen Elisabethkirche in Marburg vom Alten hin auf das Neue zu lenken. In der Synode wurde quasi eine erste Struktur für die lutherische Kirche in Hessen geschaffen. Schon ein Jahr später folgte die Gründung der ersten protestantischen Universität in Marburg, erstmals ohne päpstliches Stiftungsprivileg. Die so genannte Ziegenhainer Zuchtordnung von 1539 schrieb auf Beschwerde der Glaubensrichtung der Täufer für alle diejenigen, die als Kleinkinder getauft werden, eine Glaubensunterrichtung und die anschließende Konfirmation fest, bei der die dann religionsmündigen 14jährigigen ihre Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche selbst bestätigten. Dies war ein weiteres wichtiges Strukturkriterium der erfolgreichen Reformation in Hessen. Heute ist die Konfirmation in allen lutherischen Gemeinden weltweit verankert. So gelang Philipp dem Großmütigen die Transformation zum lutherischen Glauben für Hessen. Eine angeregte Diskussion folgte dem Vortrag. Zum Ende des Abends wies die Präsidentin darauf hin, dass die Soroptimistinnen mit dem Protagonisten der Reformation Martin Luther das Anliegen teilen, Bildungsmöglichkeiten zu verbessern und den Zugang dazu zu ermöglichen, und verband dies mit der Bitte um eine Spende, mit der Mädchen der Zugang zum Forschen und Experimentieren in naturwissenschaftlichen Bereichen ermöglicht werden soll. Dieser Wunsch traf dankenswerterweise auf offene Ohren, so dass demnächst die Förderung der Mädchen anlaufen kann.